Konzept und Entwicklung


Ein warmer Sommerabend. 17. Juli 2019. Sara Dahme eröffnet ihren Salon in der HuMBase Stuttgart. Dieses gemütliche Zusammenkommen verschiedener Menschen, das gemeinsame Grillen, die vielfältigen Gespräche und die künstlerischen Impulse, sie bilden die Grundlage für das Projekt "Intentionally Left Blank _ for play". Samuel Walther präsentierte damals sein Tonbandstück "I miss the cold I" und die Klanginstallation "Find Me". Daraufhin wuchs die Idee, eine größere Soloausstellung für das kommende Jahr zu planen.

 

"Intentionally Left Blank _ for play" ist ein wichtiger Schritt für Samuel Walther- Rückschau auf die kreative Arbeit der vergangenen fünf Jahre, erste komplett selbst organisierte und gestaltete Ausstellung sowie ein ausgiebiges Forschungsprojekt welches als Grundlage für die Masterarbeit im Master of Komposition an der Musikhochschule dient. Es geht hierin nicht nur um klassische Komposition, sondern auch um praktische Umsetzung, technische Produktion, logistische Planung und multimediale Arbeit.

 

Ausgehend von der Idee einer Arbeit über das "Spielen", gestaltete Samuel Walther im Laufe der Jahre 2019/20 verschiedene Werke (darunter drei die drei großformatigen Komplexe "The White Page", "Immer weiter" und "I miss the cold II") und entwarf zusammen mit der Kunstvermittlerin Sara Dahme Möglichkeiten der öffentlichen Teilhabe. Von Anfang an stand die HuMBase Stuttgart als singulärer und unabhängiger Kunstraum als Austragungsort fest und die Zusammenstellung und Art der Installationen wurde explizit auf diesen Raum zugeschnitten. Finanziert wurde das Projekt durch eine Förderung der Sparte "Musik und Klang" des Kulturamts Stuttgart.


Der ursprüngliche Projektentwurf: (14.10.2019)

 

„Intentionally Left Blank _ for play“ ist kollaboratives Projekt des Komponisten und interdisziplinären Künstler Samuel Walther. Für die Örtlichkeit der HuMBase in Stuttgart, eine leergeräumte Kirche mit mehreren zugänglichen Räumen, wird der Komponist beauftragt, mehrere Werke zu schreiben und zu erstellen, welche in einer Soloausstellung über einen Zeitraum von mehreren Wochen präsentiert werden. Während der Ausstellungsphase sollen dann Konzerte, Kunsttalks, Live-Performances und Führungen stattfinden, die sich mit den Installationen und Arbeiten auf vielfältige Weise auseinandersetzen und Menschen verschiedenster Hintergründe einladen und ansprechen.

 

Die Kernidee der Arbeit und der Auftrag an Samuel Walther ist es, Kompositionen, Zeichnungen, Texte und multimediale Installationen zu erstellen welche, am Projekttitel angelehnt, Leerräume oder Leerstellen erschaffen, die vom Publikum selbst, seien es Kinder, seien es Erwachsene, mit Spiel gefüllt werden können. Dabei steht die offene Form, die Freiheit in der Auswahl von Möglichkeiten, die Vielseitigkeit an Interaktions- und Breite an Teilhabemöglichkeiten im Mittelpunkt. Denn die Besucher*innen der Ausstellung sollen sich selbst ermächtigen können, alles tun zu dürfen und gleichzeitig nichts tun zu müssen. Durch ungewöhnliche Präsentationsformen, wie eine Nicht-Einführung, einen Kunstsalon, eine performative Vernissage oder eine kollaborative Zusammenarbeit mit Schulklassen und Schüler*innen wird „Intentionally Left Blank _ for play“ zusätzlich an Impulsen und Reaktionen im Bezug zur ausgestellten Kunst und Musik gewinnen. Herbei soll vorrangig mit der Kunstvermittlerin Sara Dahme zusammengearbeitet werden.

 

Das „Ich“ oder „Selbst“ bildet den thematischen Kern aller komponierten Musikstücke und installierten Kunstwerke. Die Arbeiten werden absichtlich sehr schlicht und roh gehalten, damit sie jede*n Einzelne*n zur Beteiligung fordern und nur durch die Aktivität der Menschen ihre immanente Leere verlieren. Gleichzeitig werden viele der Kompositionen das Individuum direkt ansprechen, von persönlichen Erfahrungen oder traumatischen Erlebnissen erzählen oder dazu anregen, über sich selbst, seine Persönlichkeit und sein Handeln, kritisch nachzudenken. So soll die Arbeit in ihrem innersten Kern eine zu tiefst „Queere“ werden, unangepasst und ungewohnt, mit Normen und Erwartungen spielend, inklusiv und intersektionell und offen für jede*n Menschen. Inhaltlich sollen dabei Schwerpunkte gesetzt werden auf self-empowerment und Selbstliebe, Missbrauch und Übergriffigkeit, Einsamkeit und Kommunikation sowie Weltflucht und Weltschmerz.

 

Ästhetisch wird „Intentionally Left Blank _ for play“ geprägt sein vom leeren Weiß, vor allem in Form verschiedener Arbeiten aus und mit Papier. Zudem steht die blaue Tinte in Zeichnungen und Texten, als Lebenslinie des kreativen Künstlers und feines Produkt menschlicher Schöpfung im Fokus. Klanglich wird die Ausstellung gefüllt sein von monodischen Kompositionen für analogen Synthesizer, Sprachkompositionen im Sinne der konkreten Poesie und elektronischen Musikstücken aus collagierten O-Ton-Aufnahmen, vergleichbar mit der musique concrète. Wiedergegeben von verschiedenen Geräten wie Kassetten-, CD-, Mini-Disc- oder MP3-Playern, einem Anrufbeantworter oder einem Aufnahmegerät und in verschiedenen räumlichen Installationen aufgestellt, wird sich daraus ein großes klangliches Gesamtbild ergeben. Nicht zuletzt wird „Spielzeug“ in vielen Deutungen des Wortes in den meisten Arbeiten eine große Rolle spielen und mit Spiel soll dann der große und leere Raum des alten Sakralbaus erfüllt werden.